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"Faust I" im HPU - Analyseraster

Lernziele:

  • verschiedene didaktische Einsatzmöglichkeiten von Medienprodukten im Unterricht erklären können
  • Potenziale und Herausforderungen von medialen Adaptionen einschätzen können
  • mono- und multimediale Adaptionen vergleichen und hinsichtlich rezeptionsästhetischer Aspekte beurteilen

Kompetenzen:

  • Didaktisches Gestaltungsfeld
    • Informationen sach- und medienadäquat aufbereiten und vermitteln
  • Sprachhandlungskompetenz
    • sprachdidaktisch
      • Unterrichtsinhalte sprachlich angemessen ausdrücken
    • fachsprachlich
      • Fachsprache verstehen und verwenden
  • Mediale Kompetenz
    • analytisch
      • Medienwelten von Kindern und Jugendlichen berücksichtigen

Beschreibung:

Als Nachbereitung der Arbeitsphase in der vergangenen Sitzung besteht zu Sitzungsbeginn die Möglichkeit, die probehalber entstandenen Testergebnisse vorzustellen, Erfahrungen damit auszutauschen sowie Fragen zu Software und Tools zu klären. Im Anschluss gibt die Seminarleitung auf Wunsch Feedback zu den Auftaktreflexionen in den E-Portfolios. Des Weiteren werden  Anforderungen und Vorgaben zu Studienleistungen besprochen, die sowohl die Analyse des jeweiligen Werkes als auch multimediale und/oder multimodale Adaptionen umfassen.

Zur Vorbereitung auf die Sitzung haben die Student*innen den Auftrag erhalten, Goethes “Faust I” (wieder) zu lesen – auf Grundlage dieses Werks wird ein gemeinsames Raster zur Textanalyse erarbeitet.

Dazu wird das Vorwissen der Teilnehmer*innen aktiviert, indem Methoden der  gattungsspezifischen Textanalyse besprochen werden. 

Um vergleichbare Kategorien für die Werke verschiedener literarischer Gattungen zu gewinnen (Drama, Lyrik, Erzählung), wird die Prämisse zu Hilfe genommen, dass Erzählen gattungsübergreifend narratologische Gemeinsamkeiten der Diegesis aufweist. Zur Analyse der originalen Dramen und Balladen wird deshalb das Standardmodell von Martínez/Scheffel (2005) gewählt. Die kategoriale Trennung von Homo-/ Heterodiegesis und Extra-/Intradiegesis, die das Modell von Martínez/Scheffel von erzähltheoretischen Vorgängern wie Stanzel u.a. unterscheidet, erlaubt mit Erzählakt, ‚Stimme’, ‚Person’ und ‚Ort’ gattungsübergreifend die Beschreibung der narrativen Ebenen eines Werks und ihrer Relationen untereinander. Die zentrale Differenzierung von ‚wer sieht?‘ und ‚wer spricht?‘ eignet sich als Basis und kann (in Abhängigkeit von den Spezifika des jeweiligen Medienprodukts) um weitere Beschreibungskategorien aisthetischer, semiotischer, medienwissenschaftlicher Modelle ergänzt werden (Preis 2018; Sachs-Hombach et al. 2018; Siever 2015). 

Für die anschließende Analyse des Primärtextes “Faust I” erhalten die Student*innen Arbeitsblätter, die die Kernkategorien des Rasters enthalten, um daran zuerst in Kleingruppen, dann im Plenum zusammengeführt gemeinsam daran zu arbeiten. Besondere Beachtung finden die (schulisch besonders relevante) Analyse der Figurenkonstellation bzw. Verwandtschaftsverhältnisse sowie  die Gelehrten- und die Gretchen-Tragödie in “Faust I”. In der weiteren Analyse wird auf den Aufbau des Dramas und lyrische Merkmale eingegangen. 

Im Anschluss werden zwei moderne, mono- und multimodale Adaptionen von Goethes “Faust I” vorgestellt und vor allem auf ihre rezeptionsästhetischen Wirkungen bei den rezipierenden Student*innen hin diskutiert: eine in Jugend- und Internetsprache geschriebene Kurzfassung (Goethe 2017) und eine Comic-Bearbeitung (Flix 1998).

Weiterführendes:

Flix (1998). Who the fuck is Faust. Eine Comictragödie in sieben Tagen. Frankfurt am Main: Eichborn.

Goethe, Rolfgang vong (2017). Hallo i bims der Faust! Extremst wichtige Bücher vong Bildung her erklärt für 1 Jugend vong heute. München: riva.

Martínez, Matías & Scheffel, Michael (2005). Einführung in die Erzähltheorie. 6. Aufl. München: Beck.

Preis, Matthias (2018): Die Sinne im Text. Literarische Sinneswahrnehmung im didaktischen Diskurs. München: kopaed.

Sachs-Hombach, Klaus / Bateman, John / Curtis, Robin / Ochsner, Beate / Thies, Sebastian (2018): Medienwissenschaftliche Multimodalitätsforschung. In: MEDIENwissenschaft 16/1, 8-26.

Siever, Christina Margrit (2015): Multimodale Kommunikation im Social Web. Forschungsansätze und Analysen zu Text-Bild-Relationen. Frankfurt a.M.: Peter Lang.

Wintersemester 2019/20

Goethe & Schiller - multimedial und multimodal im Deutschunterricht

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