Die Nachhaltigkeitsstrategie des [D-3]-Projektes zielt darauf ab, die universitäre Lehre in der Deutschdidaktik mithilfe digitaler Methoden und Medien langfristig zu verbessern. Ein zentraler Baustein ist dabei, die digitale Medienkompetenz als eine Vermittlungskompetenz von Lehrkräften curricular zu verankern, zum Beispiel indem Medienbildung ein obligatorischer Teil des Moduls „Deutschdidaktik I“ für Lehramtsstudierende des Faches Deutsch wird. Im Wintersemester 2020/2021 startete die erste „Einführung in die Mediendidaktik“ unter Leitung von Bernhard Franke, die in diesem Blogbeitrag kurz vorgestellt werden soll.
Curriculare Verankerung der Medienbildung für Lehramtsstudierende
An der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg gibt es seit einigen Jahren verschiedene Angebote, die Student*innen nutzen können, um sich in Hinblick auf pädagogische Fragen rund um Digitalisierung weiterbilden zu können. Von uns und vom Zentrum für Lehrer*innenbildung werden z. B. Kurse und Seminare zum Umgang mit der digitalen Tafel und zu digitalen Tools im Unterricht angeboten. In verschiedenen Projektwochen probierten die Student*innen aus, wie Medienbildung im Unterricht gelingen kann. Zudem können einige Studierende seit dem Sommersemester 2020 mittlerweile „Medienbildung“ als Ergänzungsfach studieren. An der Konzeption des Ergänzungsfaches „Medienbildung“ war das [D-3]-Projekt ebenfalls maßgeblich beteiligt.
Zum jetzigen Zeitpunkt entscheiden jedoch die meisten Lehramtsanwärter*innen selbst, ob sie solche Angebote wahrnehmen oder nicht. Man könnte also theoretisch bis zum Ersten Staatsexamen studieren, ohne solche Angebote wahrgenommen zu haben. Eine curriculare Verankerung entsprechender Angebote im fachdidaktischen Studium kann dabei nicht nur die Rolle eines „Katalysators“ übernehmen (siehe Stumpf / Ballod 2020), sondern dabei auch fachspezifische Ansätze in der Heranführung an die Mediendidaktik berücksichtigen. Deswegen sieht die Nachhaltigkeitsstrategie des Projektes [D-3] vor, solche Inhalte unmittelbar im Lehramtsstudium für das Fach Deutsch zu verankern. Das Fach Deutsch eignet sich hierfür besonders, da die Sprache selbst auf allen Ebenen von der Digitalisierung geprägt wird und die Schüler*innen diese Entwicklungen erkennen, beschreiben und reflektieren können sollen. Weiterhin gehört es ebenfalls zur Aufgabe des Faches Deutsch, den zweckmäßigen Umgang mit digitalen Medien zu vermitteln. So lassen sich z. B. Rechercheaufgaben heute kaum losgelöst von digitalen Medien denken. Digitale Medien und Methoden können aber ebenso auf der Ebene der methodischen Gestaltung den eigenen Unterricht bereichern. Im Rahmen der fachdidaktischen Lehramtsausbildung erproben die Studierenden dann den Einsatz solcher digitaler Methoden und Techniken, um anschließend deren Einsatzpotenziale zu reflektieren.
Aufbau und Inhalte des Seminars im Wintersemester 2020/21
Das Seminar „Einführung in die Mediendidaktik“ ist Teil des ersten Moduls der Fachdidaktik Deutsch, das Lehramtsstudierende ab dem dritten Fachsemester besuchen. Das Seminar konsolidiert unterschiedliche erprobte Seminarinhalte und -konzepte. Daher finden sich darin verschiedene von [D-3] erarbeitete Inhalte, Methoden und Konzepte wieder: Die zahlreichen entwickelten Lehr-Lernkonzepte mit mediendidaktischem Schwerpunkt, z. B. die Seminare „Interaktion im Deutschunterricht“, „Zukünftige Lehr-Lernmittel“ sowie die Workshopreihe für Studierende „Get in Touch!“ wurden beständig evaluiert und konzeptionell wie inhaltlich weiterentwickelt. Die entstandenen, erprobten Konzepte, Inhalte und Erfahrungen aus dieser Arbeit finden sich direkt und indirekt im Seminar „Einführung in die Mediendidaktik“ wieder und haben damit Einzug in den obligatorischen Teil des Curriculums der Fachdidaktik Deutsch gehalten.
Die ersten drei Sitzungen zu Medienbegriffen, -paradigmen, -kompetenzmodellen und zum bildungspolitischen Rahmen bilden die theoretische Grundlage des Seminars. Danach erarbeiten die Studierenden Grundlagenwissen zu zentralen Medien des zeitgemäßen Deutschunterrichts wie (digitalen) Lehrbüchern, (digitalen) Tafeln, Lernapps, Erklärvideos, Radioaus-strahlungen, Hörtexten und Filmen. Nachrichten werden darüber hinaus z. B. von einem medienkritischen Standpunkt aus betrachtet. Beim Lernen mit und über Medien und der Diskussion populärer Unterrichtsmedien im Deutschunterricht spielen auch konkrete Bezüge zum Lehrplan eine Rolle. Viele dieser Inhalte werden aufgrund der Corona-Pandemie direkt auf die aktuellen Fragen zum Lernen auf Distanz bezogen: So diskutieren die Studierenden Impulse für das Lernen auf Distanz und lernen mit alternativen Prüfungsformen der produktiven Medienarbeit auch mögliche Prüfungsformate für den Distanzunterricht kennen.
Durch die curriculare Verankerung eines eigenständigen Seminars zur Mediendidaktik nimmt jene im aktuellen Curriculum einen ungemein größeren Stellenwert ein als im Vorgänger-Curriculum. So sind das Kennenlernen der Möglichkeiten digitalen Lehrens und Lernens im Deutschunterricht, die Anwendung von Lernmanagementsystemen, die Nutzung fachspezifischer Apps und freier, webbasierter Ressourcen als zentrale Lernziele im Modulhandbuch festgeschrieben (siehe [D-3]-Curriculumsarbeit).
Fazit
Vor dem Hintergrund der fortschreitenden Digitalisierung in allen Bereichen des Lebens ist Medienkompetenz für angehende Lehrkräfte unverzichtbar. In den vergangenen drei Jahren gestalteten wir umfassende (u.a. digitale) Lehr- und Lernangebote zur Förderung der Medienkompetenz von angehenden Lehrer*innen. Durch die curriculare Verankerung der Medienbildung, u.a. in Form des Seminars „Einführung in die Mediendidaktik“, gehen zentrale Ergebnisse des Projektes nicht verloren, sondern bleiben über die Dauer der Förderphase des Projektes hinaus nicht nur für die Dozierenden und Studierenden der Deutschdidaktik erhalten, sondern können auch laufend weiterentwickelt werden.
Zum Weiterlesen:
Berg, Gunhild: „‘Nur so‘n Digital-Projekt…‘ Die Nachhaltigkeitsstrategie des Projekts [D 3] Deutsch Didaktik Digital zur Digitalisierung der Hochschullehre“, in: Zeitschrift für Hoch-schulentwicklung, ZFHE 15(2020) 1: „Forschungsperspektiven auf Digitalisierung in Hoch-schulen“, hg. von Sandra Hofhues, Mandy Schiefner-Rohs, Sandra Aßmann, Taiga Brahm, S. 225-238 https://www.zfhe.at/index.php/zfhe/article/view/1315
Ballod, Matthias / Stumpf, Sarah: „Digitale Didaktik im Lehramtsstudium: Lehre gestalten, Kompetenz entwickeln, Transfer fördern. Das Modellprojekt [D-3]“, e-teaching.org Themenspezial, Aus der Praxis, 22.04.2020.