Tool des Monats: Rocket.Chat

Die digitale Bewältigung des Studiums ist nicht nur eine technische Herausforderung, sondern auch eine Belastung vieler sozialer Aspekte im Studium. Die Gestaltung der gemeinsamen Kommunikation in und ausserhalb von Lehrveranstaltungen fallen dabei besonders ins Gewicht. Obschon die meisten in der Lehre und Studium eingesetzten Plattformen die Möglichkeit der niederschwelligen Kommunikation über Foren oder Chats bieten, fehlt es oft an einem Ort, wo niederschwellig Diskussionen aus dem Seminar oder der Vorlesung aufgegriffen werden könnten, oder Themen mal mehr und mal weniger sachlich in selbstorganisierten Gruppen vertieft werden könnten. Der Open-Source-Messenger Rocket.Chat leistet hier zu einem gewissen Grad Abhilfe, da er Student*innen eine niederschwellige Möglichkeit gibt, kurs- und fächerübergreifend Gruppenchats einzurichten.

Wie funktioniert Rocket.Chat?

Rocket.Chat funktioniert simpel. Wichtig ist Kenntnis darüber, auf welchem Server kommuniziert wird. Die MLU hat einen eigenen Server im Testbetrieb gestartet, der unter https://chat.uni-halle.de/ zu finden ist.

Nach Anmeldung mit dem fünfstelligen Kürzel gelangt man auf die Startseite, welche auf die Desktop-Applikation sowie die App für Android sowie iOS verweist.

Neben dem Chatfenster in der Mitte des Bildschirmes führ die linke Seite (der Desktop-Version) vier Reiter auf:

  1. Diskussionen: Hier werden Unterhaltungen, die in Kanälen stattfinden, aufgeführt.
  2. Känale: öffentliche Kanäle. Das ITZ hat bspw. einen Störungsmelder. Mitunter können in öffentlichen Kanälen nur eingeschränkt Nachrichten verfasst werden.
  3. Private Kanäle: Wurde bei der Erstellung eines Kanals die Option „Private Gruppe gewählt“, dann wird der Kanal hier aufgeführt.
  4. Direktnachrichten: Entweder mit einer oder mit mehreren Personen kann hier direkt gechattet werden. Vorsicht: diese Konversation kann nachträglich nicht mehr erweitert werden.

Dementsprechend ergeben sich zwei Möglichkeiten, Gruppen einzurichten: Entweder als privater oder öffentlicher Kanal sowie als Direktnachrichten. Während das ITZ beispielsweise über Rocket.Chat eine Störungsmelder als öffentlicher Informationskanal mit reiner Lesefunktion zur Verfügung stellt, gibt es auch die Möglichkeit z.B. für den Austausch innerhalb von Projekten oder Arbeitsgruppen private Kanäle einzurichten. So erfolgt beispielsweise im Rahmen des [D-3]-Projekts ein Teil der Kommunikation über einen privaten Kanal, während die Projektmitarbeiter*innen über weitere Kanäle im Austausch mit anderen Projekten an der Universität stehen.

Auch für die Darstellung der Konversationen sind unterschiedliche Darstellungsformen möglich. Sowohl Threads, also auf eine Antwort bezogene Folgenachrichten, als auch Unterhaltungen, d.i. gesonderte Stränge, lassen sich in beiden Fällen eröffnen. Threads öffnen sich in der Desktopvariante auf der rechten Bildschirmseite, während Unterhaltungen im Chatfenster an einer Sprechblase zu erkennen sind. Direktnachrichten mit mehreren Personen lassen sich nicht löschen, sondern nur verstecken, weil es hier keinen Besitzer gibt. Kanäle hingegen können gelöscht werden. Die Anzahl von Personen innerhalb einer Gruppe kann durch die Administration begrenzt werden und liegt i.d.R. bei 8 Benutzern.

Da sich der Funktionsumfang der Chat-Installationen unterscheiden kann, empfiehlt sich für alle weiteren Details ein Blick in die Handreichungen der entsprechenden Installation. An der MLU Halle-Wittenberg werden beispielsweise im Wiki des LLZ weitere Informationen zur Verfügung gestellt. Einen Einblick in die Konfiguration an anderen Hochschulen erhält man beispielsweise, wenn man sich das Tutorial für Rocket.Chat an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf anschaut.

Einsatzmöglichkeiten im Studium

Das Einrichten von öffentlichen oder privaten Kanäle verbunden mit den Direktnachrichten oder sogar den verschlüsselten Off-The-Record-Nachrichten bei einigen Rocket.Chat-Anbietern eröffnet ein heterogenes Anwendungsfeld für die Nutzung durch Student*innen.

So kann Rocket.Chat im privaten Rahmen oder für die studentische Selbstorganisation als Alternative zu anderen Messenger fruchtbar gemacht werden. Die bei Gruppenarbeiten aufkommende Frage, über welche App kommuniziert wird, lässt sich mit RocketChat simpel beantworten, da die Einstiegshürde minimal ist: Kürzel und Passwort sind bekannt und das Tool kann plattformunabhängig genutzt werden. Dazu ist der unkomplizierte Austausch von Daten möglich. Das Antworten per Direktnachricht, das Eröffnen eines Threads oder einer Unterhaltung bietet genug Möglichkeiten, sinnvoll zu reagieren.

Neben dieser Eignung für das Studium kann Rocket.Chat die Kommunikation innerhalb der Fächer (z.B. über die Fachschaften oder Institutsgruppen) fördern. Aufgrund der klaren Struktur der Software ist es so einfacher, die Grenze zwischen privater und professioneller Kommunikation zu wahren. Durch die Möglichkeit, sich verpasste Nachrichten an das eigene E-Mail-Konto weitersenden zu lassen, kann der Stress der Push-Nachrichten aus dem Studium auch gezielt verhindert werden ohne dabei die Vorzüge der mobilen App zu vermissen.

Einsatzmöglichkeiten in der Lehre

Im letzten Semester wurden verschiedene Modi der digitalen Lehre und des Studierens ausprobiert. Unter anderem auch synchrone Sitzungen über Rocket.Chat. Meiner Erfahrung nach haben sich diese Chatsitzungen gegenüber (Video-)Telefonkonferenzen nicht durchsetzen können. Anders sieht dies jedoch aus, wenn Rocket.Chat z.B. gezielt für die Begleitung von Projektarbeiten oder Selbstlernphasen eingesetzt wird.

Für eine kleine Gruppenarbeit mit festen Mitgliedern sollte eine Direktnachricht ausreichen, sodass anstelle einer Konversation in einer anderen Messenger-App oder einer Unzahl an E-Mails alles auf einen Blick geklärt werden kann. Für längere oder unsicherer Projekte ist einer oder mehrere private Kanäle wohl die beste Wahl. Einserseits lassen diese Kanäle zu, dass auch nach der Erstellung weitere Nutzer*Innen hinzugefügt – oder hinausgeworfen werden können. Andererseits lassen sich dadurch wie in klassischen Kollaborations-Plattformen wie Slack thematisch orientiert mehrere Diskussionen nebeneinander strukturieren. Mit der Integration von BigBlueButton hat Rocket.Chat das Potential, mehrere der für die synchrone digitale Lehre notwendigen Dienste unter einem Dach zu vereinigen.

Fazit

Als niederschwelliger und flexibler Messenger bietet Rocket.Chat eine Vielzahl von Möglichkeiten, um die digitale Lernumgebung von Studierenden durch einen selbstgesteuerten Kommunikationskanal zu erweitern. Wie jedes weitere Tool birgt Rocket.Chat jedoch auch das Risiko, dass es die Übersicht über alle unterschiedlichen im Studium und privat verwendeten Plattformen noch vergrössert. Gegenüber anderen Messenger-Diensten spricht allgemein die Möglichkeit des Serverhostings im Inland, das bestehende Login durch die eigene Hochschule, sowie bei naturwissenschaftlich-mathematischen Studiengängen speziell die Integration von KaTeX.
Der Testbetrieb von Rocket.Chat an der MLU ist zu begrüßen und mit diesem Wintersemesters wird sich herausstellen, ob Rocket.Chat es vermag, sich bei den Mitarbeiter*innen und Student*innen als Alternative oder Ergänzung zu etablieren. Es bleibt also spannend, in welche Richtung diese Möglichkeiten weiterentwickelt und im Wintersemester weiter genutzt werden.

Weiterführendes/Links:

– Eine Anleitung und Informationen über den MLUchat https://wiki.llz.uni-halle.de/MLUchat
– Tutorial: Rocket.chat im Wiki der HHU https://wiki.hhu.de/display/HHU/Tutorial%3A+Rocket.chat
– Github-Seite von Rocket.Chat https://github.com/RocketChat/Rocket.Chat
– Rocket.Chats Vorschläge zur Nutzung für den Unterricht https://medium.com/mission-control/how-rocketchat-improves-the-classroom-experience-c3a1de9ac982

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