Tool des Monats: H5P Branching Scenario

In der heutigen Zeit werden immer mehr Lerninhalte digital erstellt und zur Verfügung gestellt, doch häufig entsprechen die Angebote nicht den gewünschten Anforderungen oder sind lückenhaft. Eine Lösung dafür bietet die Software H5P, mit der jeder eigene Lerninhalte erstellen kann. Sie bietet dabei ein breites Spektrum an sogenannten Inhaltstypen, wie beispielsweise interaktive Videos oder Präsentationen, verschiedenste Quizformen, Zeitstrahlen oder ein Memory-Spiel. Eine besondere Eigenschaft von H5P ist, dass fast alle Inhaltstypen miteinander kombiniert und durch einfaches Drag’n’Drop erstellt werden können.
Ein besonders interessanter Inhaltstyp ist das Branching Scenario, welches wir diesen Monat genauer vorstellen. Dieses ermöglicht die Erstellung besonders interaktiver Lerninhalte. Die Entscheidungen, die innerhalb des Szenarios getroffen werden, bestimmen dabei darüber, welcher Inhalt als nächstes angezeigt wird. Somit ist es möglich, dass jede Person selbstständig und in ihrer Lerngeschwindigkeit den Stoff erarbeitet oder wiederholt.
Im folgenden Branching Scenario wird ein sogenanntes Spielbuch erstellt, wodurch besonders gut die Interaktivität verdeutlicht wird.

Wie funktioniert das Branching Scenario?

Nach einer erfolgreichen Anmeldung auf einer der Webseiten (z.B.apps.zum.de), kann mit dem Erstellen des ersten Szenarios begonnen werden. Dafür wird aus der Auflistung der Inhaltstyp “Branching Scenario” ausgewählt. Dies geht zum Beispiel über die obige Suchleiste.

Um nun ein Branching Scenario zu erstellen, muss dieses angewählt werden. Suchen Sie dazu in der Suchleiste nach „Branching Svenario“. Unter „Details“ kann eine allgemeine Beschreibung des Inhaltstyps oder der Link auf Tutorials und Beispiele eingesehen werden. Nun kann mit der Bearbeitung begonnen werden. Es empfiehlt sich dabei zunächst dem Projekt einen Titel zu geben, da es ohne diesen nicht abgespeichert werden kann. Dies wird in der oberen, linken Ecke gemacht.

Der H5P Branching Scenario Editor

Auf der linken Seite des Editors befindet sich das Menü, in dem verschiedene Einstellungen vorgenommen werden können (Inhalte hinzugefügen, Tutorial ansehen, Metadaten hinzufügen). Aufgrund der hohen Komplexität dieses Editors empfiehlt es sich, diesen im Vollbild zu nutzen. Am besten wechselt man von Anfang an mit dem Icon ganz rechts oben in den Vollbildmodus. Zu Beginn reicht es jedoch im Reiter “Info Content” zu bleiben.
Soll zwischendurch das Szenario einmal getestet werden, so klickt man in der rechten oberen Ecke auf “Preview”, wodurch die spätere Sicht der Anwender*innen gezeigt wird.
Es gibt dabei viele verschiedene Möglichkeiten, wie ein Branching Scenarion gestaltet und gestartet werden kann. In diesem Beispiel wird mit einem Text begonnen, der erklärt, worum es sich bei einem „Spielbuch“ handelt. Dafür wird einfach der Text-Baustein mithilfe der Maus auf das Plus-Symbol gezogen. Nachdem dies geschehen ist, öffnet sich ein Bearbeitungsfeld für den Text. Nach der Bearbeitung wählen Sie „Done“ aus.
Klickt man vorher noch auf “Branching Options”, so kann ausgewählt werden, wohin dieser Pfad führen soll. Dies ist jedoch erst von Bedeutung, wenn eine komplexere Verzweigung besteht und eine Antwort zu einem bestimmten Ereignis führen soll. Dies ist an dieser Stelle jedoch noch nicht nötig. Um weitere Bausteine hinzuzufügen, müssen diese nur mit der Maus in das Feld gezogen werden.

Verästelung und Entscheidungsbäume erstellen

Um nun das eigentliche Spielbuch zu erstellen, wird der Baustein “Branching Question” verwendet, welcher unterhalb des Textbausteins angebracht wird. Auch hier öffnet sich sofort ein Bearbeitungsfeld. Es gibt dabei zwei wichtige Bereiche. Zum einen ist dies das Frage-Eingabefeld. Es muss sich dabei nicht explizit um eine Frage handeln, jedoch sollte deutlich werden, dass nun eine Entscheidung ansteht, die je nach Gestaltung des Entscheidungsbaums nicht reversibel ist. Zum anderen sind es die “Verfügbare Alternativen”-Felder, in welchen die Auswahlmöglichkeiten aufgelistet werden. Um weitere Alternativen hinzuzufügen, muss nur der Button “Alternative Hinzufügen” ausgewählt werden. 

Am Ende muss nur noch auf “Done” geklickt werden. In dem hier besprochenen Beispiel sieht dies wie folgt aus:

Die Kreise stellen dabei die Antwortalternativen dar. Da die Kreise weiß hinterlegt sind, fehlen an diesen Stellen Informationen. Auch hier können wieder völlig beliebig neue Bausteine eingefügt werden. In diesem Beispiel werden wieder “Branching Questions” eingefügt.

Springen zwischen Inhalten

Schauen wir uns dies für die erste Alternative noch einmal an, weil hier die “Branching Options” wichtig werden. Diese entscheiden, ob es direkt auf dem nächsten Feld weitergeht oder ob wir innerhalb des Szenarios beispielsweise zurück oder direkt zum Ende springen.
Nachdem bei einer “Branching Question” jeweils die Texte eingegeben wurden, klappt man die Optionen aus. Dort hat man die Wahl zwischen “-”, “Custom end scenario” und “Jump to another branch”. Im ersten Fall wird nichts gemacht. Im zweiten Fall wird das Branching Scenario beendet, wo einfache Einstellungen vorgenommen werden müssen. Der für uns interessante Fall ist die dritte Möglichkeit. Hier können nämlich Verbindungen zwischen einzelnen Punkten erstellt werden.

Im Entscheidungsbaum sieht dies wie folgt aus:

Die roten Pfeile oberhalb von A1 bedeuten, dass diese Antwort auf eine andere Stelle innerhalb des Szenarios verweist und es an dieser Stelle weitergeht. Die rote Flagge bedeutet, dass, wenn diese Antwort ausgewählt wird, man an einem möglichen Ende angekommen ist. Die Bausteine können in dem Editor auch jederzeit zwischen zwei bestehenden Elementen erstellt werden. Damit ist eine flexible Bearbeitung zu jedem Zeitpunkt möglich. Falls jedoch ein Baustein entfernt wird und dadurch der Entscheidungsbaum verändert würde, warnt der Editor davor, diese Änderung vorzunehmen. So wird nun schrittweise der Entscheidungsbaum immer weiter aufgebaut. Am Ende sieht er folgendermaßen aus:

An dieser Stelle sieht man schon, dass so ein Entscheidungsbaum relativ komplex ausfallen kann, jedoch lässt sich dieser schnell erstellen und bearbeiten. Gerade bei der Gestaltung komplexerer Szenarien empfiehlt es sich, eine entsprechende Struktur bereits erstellt zu haben und diese darauf prüfen zu können, ob die Abfolge der einzelnen Entscheidungen und Bausteine folgerichtig ist.

Multimediale Anreicherung interaktiver Inhalte

Zu diesem Zeitpunkt handelt es sich dabei aber immer noch um eine Art des Hypertexts, wie man ihn vielleicht aus Text Adventures oder Spielbüchern kennt. Das Branching Scenario lässt jedoch eine vielfältige Anreicherung mit multimedialen Inhalten zu. Denn ein Großteil der Inhaltstypen von H5P wie “Course Presentations”, “Interactive Videos” oder “Image Hotspots” lassen sich in dem Editor erstellen. Leider ist der Import bestehender H5P-Inhalte (noch?) nicht möglich.

Damit unser Szenario etwas lebhafter daherkommt, haben wir es in diesem Fall mit einigen frei lizenzierten Bildern angereichert. Über die Metadaten des Bildes lassen sich nun Informationen zu Urheber, Lizenz und Quelle hinterlegen. Dieses Feld mit den Metadaten ist zudem wichtig, da hier dem Bild ein Titel gegeben werden kann, der bei allen anderen Bausteinen als Sprungmarke bei den möglichen “Branching Options” angezeigt wird.

In unserem Beispiel hat sich hier durch die Kombination der Vorlage des Wikipedia-Artikels, des Spielbuch und einige CC-lizenzierte Bilder ein überschaubares “Escape Room”-Szenario ergeben, das auf der Seite des Zentrums für Unterrichtsmedien eingesehen werden kann: https://apps.zum.de/apps/spielbuch

Je nach Komplexitätsgrad oder Aufwand, den man betätigen kann, lässt sich dies natürlich gerade auf der Inhaltsseite beliebig erweitern. So könnte das vorliegende Szenario natürlich dahingehend ausgeweitet werden, dass anstelle einer Tafel mit einer einfachen Aufschrift ein ganzes Buch voller Instruktionen daliegen würde. Dieses könnte man in H5P dann beispielsweise mit einem Baustein des Typs “Course Presentation” über mehrere Seiten gestalten. So könnte einerseits die inhaltliche Komplexität des Settings um gezielte Lerninhalte ausgeweitet werden und den Lernenden andererseits noch mehr Möglichkeiten zur Interaktion und individuellen Vertiefung der Inhalte ermöglicht werden. Genau so sehr könnte man das Szenario natürlich auch durch audiovisuelle Inhalte anreichern, so wie es in dem besonders aufwändig gestalteten Beispiel auf der H5P-Seite (https://h5p.org/branching-scenario) mit Video-Dialogen als Zwischensequenz umgesetzt wurde.

Fazit

H5P ist eine großartige Software, welche es ermöglicht, relativ einfach sehr komplexe und anschauliche Lerninhalte für Schüler*innen zu erstellen. Das “Branching Scenario” ist dabei besonders hilfreich. Es ermöglicht der Lehrkraft, Lernspiele zu erstellen, welche alle Lerntypen anspricht und Möglichkeit zur Binnendifferenzierung bietet. Es ist somit eine tolle Möglichkeit den Unterricht zu ergänzen bzw. zusätzliches Lernmaterial bereitzustellen. Besonders die grafische Umsetzung ist gut gelungen und die Benutzung intuitiv.
Das Branching Scenario bringt außerdem den Vorteil, dass nicht nur Wissen abgefragt oder vermittelt wird, sondern dass auch Schüler*innen die Möglichkeit haben, individuell an Problemstellen zu arbeiten.
Am Anfang stellt die Fülle der Gestaltungsmöglichkeiten sichtlich eine Herausforderung dar. Nach der Einarbeitungsphase können gute interaktive Lerninhalte erstellt werden.

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