Einblicke in [D-3]: Das Seminar „Was ist ‚gute‘ Literatur? Warum diese Frage schon immer viel zu kurz griff und dennoch auch künftig beantwortet werden muss“

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Was ist gute Literatur? Welches Buch ist lesenswert? Woran erkenne ich einen ‚gelungenen‘ Text und wie beurteile ich ihn? Diese Frage stellen sich auf dem Literaturmarkt, in der Literaturwissenschaft und im Schulunterricht gleichermaßen: Literaturkritiker in Online-Foren und Literaturzeitschriften, Literaturwissenschaftler als Juroren in Literaturwettbewerben und Poetry Slams ebenso wie Lehrerinnen und Lehrer besonders im Deutschunterricht sollen Texte bewerten, begründet empfehlen und auswählen können. Die Frage also lautet: Woran bemisst sich literarische Qualität? Vielleicht an ‚Schönheit‘ (aber worin besteht die?), an Originalität, an Verkaufszahlen oder doch am Geschmack der Lesenden? Wie aber sollen welche Kriterien angelegt werden können, wenn literarisches Sprechen und Schreiben sich generell jedweder Bewertbarkeit entzieht, weil es stets Einzigartigkeit, Fiktionalität, sprachliche wie stilistische Nonkonformität für sich in Anspruch nimmt?

Das Seminar analysiert verschiedene Szenarien, in denen über Literatur gerichtet und gestritten wird: Welche Kriterien verwenden die Jurys von Poetry Slams, dem „Literarischen Quartett“ oder dem „Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb“ bis hin zur „Spiegel“-Bestsellerliste? Welche Kriterien zur Aufsatzbeurteilung und Leistungsbewertung im Deutschunterricht stellen das LISA und andere Bundesländer den Lehrkräften zur Verfügung? Und wie genügen solche normativen Schemata den neueren Tendenzen und Empfehlungen des prozess- und kompetenzorientierten Prüfens in der Schreibdidaktik?

(Bildquelle: [D-3]. Lizenz: CC BY-SA 4.0)

Ziel des Seminars ist es, Kriterienkataloge kennen zu lernen, zu hinterfragen, anzupassen und anzuwenden, um an konkreten Beispielen die generelle Frage nach ‚guter‘ Literatur wissenschaftlich fundiert beantworten zu können. Nicht nur Normenkataloge, sondern gerade auch Streitigkeiten, ob ein Text nun ‚gut‘ sei oder nicht, führen dabei die Problematik dieses Urteilens auf: Bewertungsmaßstäbe sind einerseits situations- und kontextabhängig, andererseits behaupten ästhetiktheoretische Beurteilungs-‚Standards‘ den Anspruch auf universale Geltung.
Das Lernziel der LV besteht darin, die Verschiedenartigkeit von Bewertungsmaßstäben generell reflektieren zu lernen und die Kompetenz zu erwerben, selbst Kriterien für literarisch-kreative Schreibprodukte angemessen, funktional und validiert für verschiedene Anwendungen (je nach Beruf und Aufgabe, Textgattung, Schulform, Klassenstufe usw.) aufstellen und einsetzen zu können. 

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