Ad hoc digital Lehren und Lernen: Planung eines „kontaktlosen“ Seminars

Seminar "Zu einer Didaktik des Videospiels: Digitale Spiele als Lernanlass und -träger, Motivation und Gegenstand im Deutschunterricht"

Im Seminar „Zu einer Didaktik des Videospiels: Digitale Spiele als Lernanlass und -träger, Motivation und Gegenstand im Deutschunterricht“ soll den Teilnehmer*innen praxisnah vermittelt werden, wie Videospiele auf unterschiedliche Art und Weise gewinnbringend im Unterricht eingesetzt werden können. Primär für das Lernen entwickelte Spiele, sog. Serious Games, sollen dabei zwar auch berücksichtigt werden; der Fokus des Seminars liegt aber auf digitalen Spielen aus dem weitaus umfangreicheren Entertainment-Bereich, auf jenen Spielen also, welche (u.a.!) auf Kinder und Jugendliche nicht grundlos eine enorme Faszination ausüben und für viele unter ihnen einen großen Teil ihrer Freizeitaktivitäten ausmachen. Das Seminar zeigt – lern- und medienpsychologisch fundiert – auf, wie unterschiedlich der schulische Einsatz von Videospielen in der Praxis aussehen kann und dass hierfür weder langjährige Spielerfahrung seitens der Lehrkraft noch die Reduktion der eigentlichen Unterrichtszeit zugunsten von „Spielzeiten“ vonnöten sind.

Wie der Einstieg in dieses Seminar auch ohne physische Präsenz am gleichen Ort aussehen kann und dabei die Kernelemente eines Seminars – das gemeinsame Erarbeiten des Gegenstands und der anregende Austausch zwischen Lehrenden und Studierenden – erhalten bleiben, zeigt im Folgenden eine kurze Gegenüberstellung von ursprünglicher Lehrveranstaltungsplanung und alternativem Online-Konzept:

Der Seminarbeginn: analog vs. digital

Der analoge Sitzungsplan

Die erste Seminarsitzung sollte ursprünglich nicht nur der Vorstellung des Seminarplans und der Klärung organisatorischer Fragen dienen, sondern darüber hinaus auch einen aktivierenden Einstieg sowie einen Input zum Thema in Form einer etwa fünfzehnminütigen Präsentation beinhalten.

Zur Aktivierung sollten die Studierenden zunächst zu ihrem Vorwissen und ihren Erfahrungen mit, aber auch zu ihren Einstellungen zu digitalen Spielen in Bildungskontexten befragt werden: Zum einen wären über eine „Kartenabfrage“ auf https://oncoo.de Pros und Kontras zum Einsatz digitaler Spiele im Unterricht gesammelt worden; zum anderen hätten die Teilnehmer*innen die Aufgabe erhalten, Einsatzmöglichkeiten von Games auf einem Padlet (https://de.padlet.com/) festzuhalten (für weitere Informationen empfehlen wir einen Blick auf unsere Tool des Monats-Beiträge zu ONCOO und Padlet). Die Ergebnisse hätten im Anschluss diskutiert und im Laufe der Sitzung immer wieder herangezogen werden können.

Ergänzend wäre eine „Zielscheibe“ über ONCOO zum Einsatz gekommen, auf der die Studierenden eine Selbsteinschätzung zu folgenden drei Aspekten hätten vornehmen sollen:

  • Ich kenne mich mit digitalen Spielen aus (Genres, Namen/ Inhalt populärer Spiele etc.).
  • Ich kenne mich mit digitalen Spielen in Bildungskontexten aus.
  • Ich halte mich für ein*e erfahrene*n Spieler*in.

Der thematische Input „Games im Deutschunterricht?“ hätte die zuvor gesammelten Pros und Kontras anschließend zusammenführen und kontextualisieren sowie die auf dem Padlet festgehaltenen Einsatzmöglichkeiten nach einer Einführung in die vier im Seminar zu behandelnden Perspektiven restrukturieren können: digitale Spiele 1) als Quelle der Motivation, 2) als Träger von Lehrinhalten, 3) als Gegenstand beispielsweise narratologischer Betrachtungen sowie 4) als Anlass für u.a. schreibdidaktische Aufgaben.

Die übrige Zeit in der ersten Präsenzsitzung wäre dann dazu genutzt worden, den Semesterplan und die Lektüre- bzw. „Spielaufgaben“ vorzustellen, gemeinsam zu erstellende Handreichungen (wie ein Glossar und eine für das Fach Deutsch geplante „Games-Bibliothek“) zu besprechen, durch die Elemente des ILIAS-Kurses zu führen und über die Modulleistung zu informieren.

Die Neuplanung für das Online-Semester

Bei der Planung einer rein online stattfindenden Form des Seminars haben wir uns für eine Mischung aus asynchronen und synchronen Formaten entschieden. So sind wir der Meinung, dass Online-Foren das Fehlen eines Austauschs in Präsenz zwar abschwächen können, ein gleichzeitiges Zusammenfinden mit Stimme (und ggf. Gesicht) für „Live-Feedback“ und rege Diskussionen auf lange Sicht jedoch unverzichtbar ist. Dieses Zusammenfinden erfolgt im Sommersemester 2020 per Webinar über Adobe Connect bzw. Webex. Damit dadurch aber denjenigen Studierenden keine allzu großen Nachteile erwachsen, die aufgrund von Internet-Limitierungen (Bandbreite, Datenvolumen) oder aus persönlichen Gründen (Betreuung von Kindern) nicht oder zumindest nicht durchgehend daran teilnehmen können, werden inhaltliche Beiträge – wie der Input zur Auftaktveranstaltung dieses Seminars – im Vorfeld der jeweiligen Webinar-Sitzung als Präsentationsaufzeichnungen über ILIAS zum Download bereitgestellt. Das Webinar findet dann zu den studienorganisatorisch für das Präsenzsemester bereits festgelegten Zeiten statt, kann aber aufgrund der Ausgliederung des Inputs auf eine Dauer von 60 Minuten gekürzt werden.

Die für die erste Sitzung geplanten Aktivierungsaufgaben können durch die Webgebundenheit von ONCOO und Padlet problemlos in das Online-Format übernommen werden. Allein die Funktion der Aufgaben erfährt eine Erweiterung: Neben der Aktivierung dienen sie nun außerdem der Wiederholung und Festigung des bereits vor der Sitzung veröffentlichten Inputs der Präsentationsaufzeichnung. Die Ergebnisse der anschließenden Auswertung und Diskussion lassen sich exportieren und sichern und können so langfristig über die im Seminar gemeinsam genutzte Lernplattform auch für einen Offline-Gebrauch zur Verfügung gestellt werden.

Die organisatorischen Punkte lassen sich ebenfalls in der Webinar-Sitzung adressieren. Der „Rundgang“ durch den ILIAS-Kurs wird indessen ausgelagert und bereits vor dem ersten Termin als Screencast angeboten. Zusätzlich werden die üblichen Begleitdokumente zur Lehrveranstaltung (Seminarplan, Lektüreliste) durch Beschreibungen der Aufgaben sowie der Modulleistung ergänzt, um sicherzustellen, dass alle Teilnehmer*innen auf dem gleichen Informationsstand sind. Der ILIAS-Kurs selbst wird zudem durch eine Linkliste mit Quellen zu hilfreichen Tools und Informationen für das Online-Semester erweitert.

Synchrone und asynchrone Online-Lehre

Auf diese Weise werden zu Beginn der Lehrveranstaltung das Online-Seminar in seiner Form als Kombination aus synchronen (zunächst Webinar, später Nutzung von internetbasierter Software zum gleichzeitigen gemeinsamen Arbeiten wie Etherpad oder SciFlow) und asynchronen (Forum, Glossar, „Games-Bibliothek“, Wiki) Formaten konsolidiert und mit wesentlichen Informationen auf verschiedenen Kanälen die Rahmenbedingungen für die Online-Lehre im Sommersemester 2020 geschaffen.

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